Mehr Konkurse: Auswirkungen der Reform des Schuldbetreibungs- und Konkursrechts seit dem 1. Januar 2025


Reform in Kraft, Unternehmen in Gefahr
Seit dem 1. Januar 2025 hat die Schweiz mit der Aufhebung der Absätze 1 und 1bis von Artikel 43 des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG) eine radikale Umgestaltung ihres Schuldbetreibungssystems eingeleitet. Diese Gesetzesänderung markiert einen tiefgreifenden Wandel: Nun können öffentlich-rechtliche Schulden (Mehrwertsteuer, Steuern, Sozialversicherungsbeiträge) direkt zum Konkurs eines im Handelsregister eingetragenen Unternehmens führen, anstatt wie bisher auf dem Weg der Pfändung fortgesetzt zu werden.
Ein Anstieg der Insolvenzen: Feststellung von Januar bis Juni 2025
Die Auswirkungen dieser Reform sind bereits spürbar. Laut den Statistiken in der Pressemitteilung von Creditreform vom 3. Juli 2025 stiegen die Unternehmensinsolvenzen im Juni 2025 um fast 50%, wobei im Vergleich zum Vorjahr (Juni 2024) mehr als 400 Unternehmen mehr in Konkurs gingen.
Creditreform rechnet nun für das gesamte Jahr 2025 mit fast 10 000 Insolvenzen, wobei die Löschungen wegen Mängeln nicht mitgerechnet sind, so dass sich die Gesamtzahl der verschwundenen Unternehmen auf 13 000 erhöhen könnte.
(Quelle: Creditreform, Pressemitteilung vom 3. Juli 2025)
Wer ist von der LP-Reform betroffen?
Die am 1. Januar 2025 in Kraft getretene Reform gilt für alle im Handelsregister eingetragenen Rechtsträger, unabhängig von ihrer Größe oder ihrem Sektor. Dazu gehören unter anderem:
- Aktiengesellschaften (AG)
- Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH)
- Eingetragene Einzelunternehmen
- Vereine, die im Handelsregister eingetragen sind
- Die Stiftungen
- Die Genossenschaften
Natürliche Personen, die nicht im Handelsregister eingetragen sind, sowie nicht eingetragene Vereine sind von dieser Maßnahme hingegen nicht betroffen und werden weiterhin wie bisher durch Pfändung verfolgt.
Diese Reform betrifft also direkt jedes Unternehmen oder jede Rechtsstruktur, die eine offiziell registrierte Wirtschaftstätigkeit ausübt, auch Selbstständige, sobald sie registriert sind. Das Ziel ist klar: Geschäftliche Einheiten sollen mehr Verantwortung übernehmen und missbräuchliches Verhalten bekämpfen.
Die Hauptursachen: Die LP-Reform und ihre Folgen
Diese Welle von Insolvenzen steht in direktem Zusammenhang mit dieser Gesetzesverschärfung. Indem das Gesetz die Steuer- und Sozialbehörden mit privaten Gläubigern gleichstellt, soll es missbräuchliche Konkurse ausmerzen und die Manager stärker in die Verantwortung nehmen. Bisher konnten Unternehmen die Zahlung ihrer Steuerschulden ohne unmittelbares Risiko hinauszögern. Nun kann bereits eine einzige unbezahlte öffentliche Forderung zu einer Insolvenz führen, in einigen Kantonen (wie Genf) oftmals ohne vorherige Anhörung.
Führungskräfte vor neuen Verantwortlichkeiten
Alle im Handelsregister eingetragenen Geschäftsführer von Unternehmen, Vereinen, Stiftungen und Selbstständigen müssen diese Reform nun in ihr tägliches Management einbeziehen. Die neue Gesetzgebung bringt nicht nur eine erhöhte finanzielle Sorgfaltspflicht mit sich, sondern auch ein persönliches Rechtsrisiko.
Checkliste: Sind Sie auf die LP-Reform vorbereitet?
Hier sind die fünf wichtigsten Aktionen, die Sie sofort umsetzen sollten :
- Begleichen Sie alle öffentlichen Rückstände, bevor eine Klage beginnt.
- Aushandeln von Zahlungsplänen mit den zuständigen Behörden.
- Planen Sie eine Prüfung der Kreditwürdigkeit Ihres Unternehmens.
- Aktualisieren Sie die Governance und schulen Sie die Führungsorgane.
- Erstellen Sie einen Plan zur Krisenbewältigung und beantragen Sie ggf. eine Nachlassstundung (LP).
Warum war diese Veränderung notwendig?
Das bisherige System begünstigte eine Form des unfairen Wettbewerbs, bei dem einige Unternehmen ihre öffentlichen Zahlungen absichtlich ohne Konsequenzen verzögerten. Die Reform zielt darauf ab, private Gläubiger zu schützen und die Fairness im Wirtschaftsgefüge wiederherzustellen.
Jetzt handeln, um das Schlimmste zu verhindern
Die Reform des SchKG ist nun voll in Kraft und ihre Auswirkungen zeigen sich mit voller Intensität. Die Zahlen sind eindeutig: Die Zahl der Insolvenzen explodiert und die im Handelsregister eingetragenen Unternehmen stehen an vorderster Front. Angesichts dieser neuen Gegebenheiten ist Untätigkeit keine Option mehr.
In diesem anspruchsvollen Kontext engagiert sich Berney Associés an Ihrer Seite, um Ihnen zu helfen, diese Übergangszeit sicher zu überstehen. Wir bieten eine maßgeschneiderte Begleitung für :
- Ein Situationsaudit durchführen
- Sanierungs- und Staffelungspläne aufstellen
- Vorbereitung und Betreuung von Anträgen auf Nachlassstundung
- Ihre Führungskräfte in Bezug auf ihre neuen gesetzlichen Verantwortlichkeiten schulen
Unsere Aufgabe: Ihr Unternehmen vor den radikalen Auswirkungen dieser Reform zu schützen.
Unternehmensleiter, Selbstständige, Geschäftsführer - es ist zwingend erforderlich, dass Sie sich heute an die Vorschriften halten. Kontaktieren Sie uns für eine maßgeschneiderte Begleitung.
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